Extreme Witterungsbedingungen im Zusammenspiel mit der Häufung von zerstörerischen Wetterphänomen wie Wirbelstürmen und Überflutungen sind Ausdruck der Klimakrise. Insbesondere der Extremsommer in der nördlichen Hemisphäre 2018 führt zu einer breiten gesellschaftlichen Debatte über den Klimawandel: Eine lange Dürre gefolgt von schweren Unwettern führten zur teilweisen Lahmlegung der öffentlichen Infrastruktur und zu Todesfällen. Es gilt, diese Debatte nicht oberflächlich zu führen, sondern den Klimawandel als Folge der globalen Ausbeutung der natürlichen Grundlagen durch Menschen zu verstehen und auf Basis dieser Analyse Handlungsalternativen zu eröffnen.
Seit der Industrialisierung im 18. Jh. hat die weltweite Naturzerstörung ein gigantisches Ausmaß angenommen. Unter den kapitalistischen Produktionsverhältnissen, deren inhärente Logik der Kreislauf aus Maximierung von Profiten und Vergrößerung von Kapital ist, wird die Natur zur Schaffung neuer Werte zur Sache erklärt. Ihre scheinbare Durchdringung durch eine exponentiell fortschreitende Technologisierung resultiert in ihrer Zerstörung. Ohne dass eine demokratische Klärung der Frage stattgefunden hätte, wie die Gattung Mensch ihre Beziehungen zur Natur rational regeln kann, treten globale Konzerne als Herrscher über die Natur auf. Die ökologische Krise ist dabei Ausdruck dessen, dass Gewinne im Kapitalismus nur durch Ausbeutung generiert werden. Neben der Naturausbeutung ist die Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft Grundlage der Profitmaximierung: Der durch viele (lohn)arbeitende Menschen gemeinschaftlich erwirtschaftete, immer größere gesellschaftliche Reichtum konzentriert sich auf immer kleinere Teile der Bevölkerung. So ist die Naturzerstörung untrennbar verbunden mit der immer größeren sozialen Ungleichheit und steht einer nachhaltigen Perspektive generationenübergreifender Gerechtigkeit entgegen. Die Folgen der Naturzerstörung sind dabei nicht gleichverteilt. Die Klimakrise trifft auf zweifache Weise insbesondere die Lohnarbeiter*innen: Einmal durch die globale Konzentration der Auswirkungen auf den globalen Süden, der sich zudem durch geringe technische Möglichkeiten nicht wie Industriestaaten vor den Auswirkungen schützen kann, und auf einer weiteren Ebene in den Industrienationen selbst, wo sich in betroffenen Regionen nur die Reichen effektiv vor Umweltkatastrophen wie Hurricanes schützen können.
Für die gerechte Umverteilung von Reichtum und das Leben aller nach ihren Bedürfnissen weltweit organisierten sich in den 70er Jahren grüne Bewegungen in Deutschland u.a. in Auseinandersetzungen gegen die Atomkraft für den Ökosozialismus. Dabei war gleichzeitig die Erarbeitung eines rationalen Mensch-Naturverhältnisses zur Beendigung der Ausbeutung von Natur und Mensch ein maßgebliches Ziel. Denn eine an ökologischen und sozialen Maßstäben orientierte Gestaltung der Welt ist möglich, da der vorhandene gesellschaftliche Reichtum die materielle Grundlage dafür bietet.
Wir meinen, die stark wachsende soziale Ungleichheit und der rasche Klimawandel im Neoliberalismus machen deutlich: Diese urgrüne Zielsetzung ist richtig. Pseudogrüne Modernisierungskonzepte für den Kapitalismus sind dagegen gescheitert oder selbst im Establishment aufgegangen, die Subjektivierung des Nachhaltigkeits-Diskurses führt bloß zu stärkeren ökologischen Distinktionsmechanismen. Deswegen wollen wir mit dieser Veranstaltungsreihe unter dem Titel Warum die ökologische Krise nur durch einen Systemwechsel gelöst werden kann im Wintersemester 18/19 eine radikale Grüne diskutieren und fruchtbar erneuern und uns unter der These „Die Grüne ist links oder sie ist nicht – der demokratische Ökosozialismus“ in vier Veranstaltungen zu folgenden Schwerpunkten streiten.
Auftaktveranstaltung am 18.12.2018 mit Prof. Dr. Birgit Mahnkopf: Das prometheische Erbe: Zur historischen Entwicklung des Mensch-Natur-Verhältnisses (18 Uhr, ESA J)
Podiumsdiskussion am 22.01.2019: Podiumsdiskussion: Wege zum Ökosozialismus (18 Uhr, ESA J) Mit: Mit Christian Stache (Wissenschaftler und Journalist), Milla Fester (GRÜNE JUGEND Hamburg) und Felix Schmitz (Campusgrün-Bundesverband)