Was sich der scheidende Universitätspräsident Prof. Lenzen unter einer Motivationsrede für Erstsemester vorstellt: „Jeder von uns, von Ihnen und natürlich auch jeder wird es zukünftig zum Bestandteil seines Berufs machen müssen, Resilienz gegen solche Krisen [genannt werden Corona, Naturkatastrophen, ,Versorgungsengpässe’ und Kriege] zu entwickeln und gegebenenfalls auch zur Wirkung bringen zu können.“ Im Klartext: Die Welt sei schlecht, alles werde noch katastrophaler, daran könne man nichts ändern, sondern man müsse sich ein dickeres Fell zulegen. Die Uni sei dazu da, darauf vorzubereiten. Eine solche Position irgendwo zwischen Resignation und Zynismus angesichts der ökologischen, sozialen, gesundheitlichen Krisen nennt Mark Fisher „Kapitalistischer Realismus“ und beschreibt damit sehr gut, wie sich die gegenwärtigen gesellschaftlichen Verhältnisse trotz ihrer offensichtlichen Selbstzerstörungstendenzen aufrecht erhalten können. Lenzen sieht es offensichtlich als seine Aufgabe, Erstis genau diese Ideologie aufzudrücken. Damit steht er nicht allein, sondern zeigt sich als Personifizierung der Unientwicklung in den letzten Jahrzehnten: (Aus)Bildung im Bachelor/Master-System drängt Studierende durch ökonomische Schranken wie BAföG dazu, festgeschriebene Inhalte in kürzester Zeit zu pauken. Für die Hoffnung auf eine Karriere im Wissenschaftsbetrieb oder um beste Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu haben, wird gegeneinander konkurriert. Das öffentliche Hochschulwesen wird seit Jahren umstrukturiert und die Finanzierung in Form der Exzellenzstrategie, mit der Förderung angeblich exzellenter Forschungsschwerpunkte, gegen die Grundfinanzierung gewendet. Damit werden u.a. die Lehr- und Lernbedingungen sowie Arbeitsverhältnisse, bspw. durch die Befristungen von Stellen, stark verschlechtert. Dass die Universität zur Aufrechterhaltung der äußeren Verhältnisse sich selbst erhält, wird durch ihre undemokratische innere Verfasstheit abgesichert . Das aktuellste Beispiel für die mangelnde Demokratie an der Universität ist die kürzlich stattgefundene „Wahl“ des neuen Unipräsidenten Heekeren, die mehr mit einer autoritären Ernennung im Hinterzimmer zu tun hatte als mit einer echten Wahl. Und auch das Studierendenparlament in seiner heutigen Verfassung ist Ausdruck einer entpolitisierten Universität, in der Partizipation vor allem „Kästchenkreuzen“ bei Wahlen statt Machtaufteilung und Mitbestimmung bedeutet. Notwendig ist das Gegenteil: Die Universität muss auf Grundlage einer kritischen Auseinandersetzung mit der Geschichte zum Raum utopischen Denkens werden. Das kann nur gelingen, wenn wir uns kollektiv gegenseitig befähigen, Kämpfe in der Universität und aus ihr heraus führen zu können. Dafür braucht es solidarische Beziehungen und organisierte, politische Strukturen an der Universität
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