Unseren diesjährigen Wahlkampf führen wir unter dem Motto "Die
Klimakrise an der Wurzel packen!":
Wir studieren in Zeiten existenzieller ökologischer Krisen:
Nicht nur die Klimakrise, auch das Artensterben, das zuletzt durch
das massive Insektensterben Aufmerksamkeit erregte, bedrohen
Großteile der lebenden Umwelt und somit uns Menschen. Gleichzeitig
und nicht unabhängig davon erleben wir überall in Europa einen
Aufstieg rechter Parteien. Staaten und Regionen, in denen zuletzt
Konzepte basisdemokratischer Partizipation und nachhaltige
Naturverhältnisse praktisch umgesetzt wurden, so z.B. in Bolivien
das „Buen Vivir“ oder die ökofeministische Revolution in Rojava,
werden von Rechts angegriffen. Das alles stimmt nicht gerade
hoffnungsvoll, aber wir sollten deswegen nicht unsere Möglichkeit
aus dem Auge verlieren. Die vielen Protestbewegungen wie zuletzt im
Irak, in Ecuador, im Libanon, in Hong Kong und in Chile stehen für
neue, demokratische, soziale und ökologische Utopien.
„Wir werden nicht zur Normalität zurückkehren, weil Normalität
das Problem ist“, heißt es so auf einem projizierten
Schriftzug diesen Oktober während der Proteste in Santiago de
Chile. Greta Thunberg hatte schon einige Monate zuvor gesagt:
„Warum sollte ich für Zukunft pauken, die es bald vielleicht
nicht mehr gibt?“ Das führt uns zurück an die Uni Hamburg. Die
Uni hat einerseits eine zentrale Funktion in der Aufrechterhaltung
der aktuellen Verhältnisse, hier werden wir in Eigenverantwortung
und scheinbarer Freiwilligkeit unter prekären Bedingungen zu
„verwertbarem Humankapital“ ausgebildet. Die Forschung fokussiert
wesentlich auf technologische Innovation, was vor allem der
Ideologie Rechnung trägt, es gäbe eine rein technische Lösung für
die Krisen unserer Zeit. Das trägt zur Verschleierung der Tatsache
bei, dass tiefgreifende strukturelle Veränderungen nötig sind, die
diese Krisen an der Wurzel packen. Andererseits ist die Uni auch
Ort des argumentativen Streits, kritischer Wissenschaft und vor
allem Ort des Wissens, das in unseren Bibliotheken lagert. Warum
machen wir die Uni Hamburg dann also nicht zum Ort des Austausches
über Utopien, zur kritischen Auseinandersetzung mit der
Wirklichkeit und zur radikaldemokratischen
Selbstorganisierung?
Der „Austausch über Utopien“ ist, ganz anders als von den
Vertreter*innen „utopiefreier“, „unideologischer“ Wissenschaft
behaupt, Voraussetzung und nicht Ende von wissenschaftlicher
Debatte. Nur durch den positiven Gegenentwurf zur Realität wird
eine kritische Beschreibung des Vorfindbaren möglich. Wenn „Utopie“
und Realität zusammenfallen, z.B. weil man sich sehr gut in den
herrschenden Verhältnissen eingerichtet hat, entsteht keine
kritisch-hinterfragende Wissenschaft (-> S. 3), sondern nur
Ideologie, die den Status quo aufrecht erhalten soll.
CampusGrüne Utopie besteht in der Idee, dass die Gesellschaft sich
selbst, also demokratisch, organisiert, und das Zusammenleben
zwischen Menschen und mit unserer Umwelt rational und solidarisch
zu gestalten. Demokratisch meint damit die gemeinsame,
hierarchiefreie Verfügung über alle Bereiche des gesellschaftlichen
Lebens, was insbesondere auch Arbeit, Wirtschaft, Wissenschaft und
Bildung meint. Ein rationaler, solidarischer Umgang mit unserer
ökologischen Umwelt bedeutet dabei weder die Natur als ausbeutbare
Ressource zu begreifen (-> S. 7), noch die ökokonservative
Naturverklärung, die die Natur als etwas, möglicherweise sogar von
Gott geschaffenes, „Heiliges“ begreift, wovon der Mensch und seine
Schlechtigkeit sich fernzuhalten hätten. Beides verkennt, dass der
Mensch selbst Teil der Natur ist und genau wie andere Lebensformen
Bedürfnisse hat, die nur durch oder mit anderen Lebensformen
realisiert werden können. Die Unterschiedlichen Bedürfnisse müssen
miteinander abgewogen werden, wobei dem Menschen dabei besondere
Verantwortung zukommt, weil andere Lebensformen ihre Bedürfnisse
nicht im demokratischen Austausch artikulieren können.
Als CampusGrüne führen uns diese Kämpfe in die teilweise
repräsentativ-demokratischen Gremien dieser Universität, also in
das Studierendenparlament (StuPa) und in den Akademischen Senat
(AS) (-> S. 12). Es handelt sich aber um eine weitverbreitete
Illusion, dass in den Parlamenten und Senaten dieser Uni und der
Welt Fortschritt passiert. Stattdessen reagieren sie vor allem auf
die Hegemonie-Veränderungen, also die Stimmung und Proteste wie
zuletzt gegen Luckes Rückkehr. Deshalb sehen wir unsere Arbeit in
den Gremien als Unterstützung für progressive studentische Bewegung
auf dem Campus und sind vor allem selbst in verschiedenen Projekte
von Unten in Klima-, Antifa-, Feminismus- und Kritischer
Wissenschafs-Auseinandersetzungen aktiv. Hiervon stellen wir einige
auf den nächsten Seiten vor.
Ökofeministisch, Solidarisch, Radikaldemokratisch - let’s reclaim
our future!
(Leitartikel unserer diesjährigen
Wahlzeitung)
Die weiteren Wahlkampfmaterialen findet ihr
hier:
Wahlkampfflyer
Wahlkampfplakat als PDF
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