CampusGrün Hamburg

Wahlkampf 2019/2020


Unseren diesjährigen Wahlkampf führen wir unter dem Motto "Die Klimakrise an der Wurzel packen!":

Wir studieren in Zeiten existenzieller ökologischer Krisen: Nicht nur die Klimakrise, auch das Artensterben, das zuletzt durch das massive Insektensterben Aufmerksamkeit erregte, bedrohen Großteile der lebenden Umwelt und somit uns Menschen. Gleichzeitig und nicht unabhängig davon erleben wir überall in Europa einen Aufstieg rechter Parteien. Staaten und Regionen, in denen zuletzt Konzepte basisdemokratischer Partizipation und nachhaltige Naturverhältnisse praktisch umgesetzt wurden, so z.B. in Bolivien das „Buen Vivir“ oder die ökofeministische Revolution in Rojava, werden von Rechts angegriffen. Das alles stimmt nicht gerade hoffnungsvoll, aber wir sollten deswegen nicht unsere Möglichkeit aus dem Auge verlieren. Die vielen Protestbewegungen wie zuletzt im Irak, in Ecuador, im Libanon, in Hong Kong und in Chile stehen für neue, demokratische, soziale und ökologische Utopien.

„Wir werden nicht zur Normalität zurückkehren, weil Normalität das Problem ist“, heißt es so auf einem projizierten Schriftzug diesen Oktober während der Proteste in Santiago de Chile. Greta Thunberg hatte schon einige Monate zuvor gesagt: „Warum sollte ich für Zukunft pauken, die es bald vielleicht nicht mehr gibt?“ Das führt uns zurück an die Uni Hamburg. Die Uni hat einerseits eine zentrale Funktion in der Aufrechterhaltung der aktuellen Verhältnisse, hier werden wir in Eigenverantwortung und scheinbarer Freiwilligkeit unter prekären Bedingungen zu „verwertbarem Humankapital“ ausgebildet. Die Forschung fokussiert wesentlich auf technologische Innovation, was vor allem der Ideologie Rechnung trägt, es gäbe eine rein technische Lösung für die Krisen unserer Zeit. Das trägt zur Verschleierung der Tatsache bei, dass tiefgreifende strukturelle Veränderungen nötig sind, die diese Krisen an der Wurzel packen. Andererseits ist die Uni auch Ort des argumentativen Streits, kritischer Wissenschaft und vor allem Ort des Wissens, das in unseren Bibliotheken lagert. Warum machen wir die Uni Hamburg dann also nicht zum Ort des Austausches über Utopien, zur kritischen Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit und zur radikaldemokratischen Selbstorganisierung?

Der „Austausch über Utopien“ ist, ganz anders als von den Vertreter*innen „utopiefreier“, „unideologischer“ Wissenschaft behaupt, Voraussetzung und nicht Ende von wissenschaftlicher Debatte. Nur durch den positiven Gegenentwurf zur Realität wird eine kritische Beschreibung des Vorfindbaren möglich. Wenn „Utopie“ und Realität zusammenfallen, z.B. weil man sich sehr gut in den herrschenden Verhältnissen eingerichtet hat, entsteht keine kritisch-hinterfragende Wissenschaft (-> S. 3), sondern nur Ideologie, die den Status quo aufrecht erhalten soll.

CampusGrüne Utopie besteht in der Idee, dass die Gesellschaft sich selbst, also demokratisch, organisiert, und das Zusammenleben zwischen Menschen und mit unserer Umwelt rational und solidarisch zu gestalten. Demokratisch meint damit die gemeinsame, hierarchiefreie Verfügung über alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens, was insbesondere auch Arbeit, Wirtschaft, Wissenschaft und Bildung meint. Ein rationaler, solidarischer Umgang mit unserer ökologischen Umwelt bedeutet dabei weder die Natur als ausbeutbare Ressource zu begreifen (-> S. 7), noch die ökokonservative Naturverklärung, die die Natur als etwas, möglicherweise sogar von Gott geschaffenes, „Heiliges“ begreift, wovon der Mensch und seine Schlechtigkeit sich fernzuhalten hätten. Beides verkennt, dass der Mensch selbst Teil der Natur ist und genau wie andere Lebensformen Bedürfnisse hat, die nur durch oder mit anderen Lebensformen realisiert werden können. Die Unterschiedlichen Bedürfnisse müssen miteinander abgewogen werden, wobei dem Menschen dabei besondere Verantwortung zukommt, weil andere Lebensformen ihre Bedürfnisse nicht im demokratischen Austausch artikulieren können.

Als CampusGrüne führen uns diese Kämpfe in die teilweise repräsentativ-demokratischen Gremien dieser Universität, also in das Studierendenparlament (StuPa) und in den Akademischen Senat (AS) (-> S. 12). Es handelt sich aber um eine weitverbreitete Illusion, dass in den Parlamenten und Senaten dieser Uni und der Welt Fortschritt passiert. Stattdessen reagieren sie vor allem auf die Hegemonie-Veränderungen, also die Stimmung und Proteste wie zuletzt gegen Luckes Rückkehr. Deshalb sehen wir unsere Arbeit in den Gremien als Unterstützung für progressive studentische Bewegung auf dem Campus und sind vor allem selbst in verschiedenen Projekte von Unten in Klima-, Antifa-, Feminismus- und Kritischer Wissenschafs-Auseinandersetzungen aktiv. Hiervon stellen wir einige auf den nächsten Seiten vor.

Ökofeministisch, Solidarisch, Radikaldemokratisch - let’s reclaim our future!

(Leitartikel unserer diesjährigen Wahlzeitung)
Die weiteren Wahlkampfmaterialen findet ihr hier:

Wahlkampfflyer
Wahlkampfplakat als PDF
Große Listendarstellung
Kleine Listendarstellung