Die Universität Hamburg und die ganze Stadt diskutieren zurzeit über die Studie zur baulichen Entwicklung der Universität. Die Studie suggeriert, dass nur ein Umzug der gesamten Uni auf den Kleinen Grasbrook "ideale Bedingungen für Forschung und Lehre" und die entsprechende "Signalwirkung an die internationale und nationale Wissenschaftscommunity" liefert. Die Stadt erhofft sich mit dem Sprung über die Elbe eine Aufwertung der Stadtteile Wilhelmsburg und Veddel. Knapp 2 Milliarden Euro soll die Stadt dafür aufbringen. In der öffentlichen Diskussion wird befürchtet, dass – siehe Elbphilharmonie – die Kosten explodieren würden und dass sich auf dem Grasbrook das Idealbild einer stadtteilintegriertern Universität nicht verwirklichen lässt. Es entstünde ein lebloser Campus, zu dem man zu den Vorlesungen hin- und anschließend so schnell wie möglich nach Hause fährt. Schließlich befürchten die Eimsbütteler GAL-Politiker katastrophale Auswirkungen auf das Quartier, wo von der Uni nur ein Kongress- und Weiterbildungszentrum verbleibt. Die restlichen Flächen würden zur Wohn- und Gewerbebebauung veräußert.
Obwohl die stadtentwicklungspolitischen Auswirkungen der Planungen gigantisch sind, stehen aus wissenschaftspolitischer Sicht natürlich die Anforderungen der Universität im Vordergrund. Doch was sind die Entwicklungsziele der Uni? Universitätspräsidentin Monika Auweter-Kurtz träumt von Exzellenz in der Forschung – die Uni Hamburg soll in wenigen Jahrzehnten zur europäischen Spitze gehören, damit einher geht ein erhöhtes Drittmittelaufkommen und entsprechender Flächenmehrbedarf. Doch ist das ein realistisches Ziel? Eigentlich müsste der Debatte um die bauliche Entwicklung eine Debatte um die inhaltliche Entwicklung vorangehen. Und dann stellt sich die Frage, ob die Stadt bereit ist, auch für Bildung Milliarden auszugeben, nicht nur für Beton.
Unbestritten ist, dass auch für die Lehre mehr Flächen benötigt werden. Durch doppelte Abiturjahrgänge und geburtenstarke Jahrgänge wird es in den kommenden Jahren mehr Studienberechtigte geben, doch die Pläne sehen nicht mehr Studienplätze vor. Dafür müsste zudem in Lehrpersonal investiert werden, denn WissenschaftlerInnen, die aus Drittmitteln bezahlt werden, haben keine Lehrverpflichtung. Hinzu kommt, dass ein Umzug frühestens 2019 vollzogen würde, wenn das Studierendenhoch längst vorbei ist. CliSAP, das einzige Exzellenzcluster, das Hamburg im Rahmen der Exzellenzinitiative des Bundes bekommen hat, hat bisher kein Gebäude und würde auch vor Ende der Förderungsdauer keins bekommen. Die Informatik würde bis 2019 in Stellingen bleiben, abgeschieden vom Rest der Universität. Bei einem Verbleib in Eimsbüttel jedoch könnte die Innensanierung des Philosophenturms aus Mitteln des Konjunkturpaktes bezahlt werden, aber nur wenn Ende 2009 die Planung abgeschlossen ist.