Auf unseren Antrag hin ist diese Positionierung Beschlusslage des CampusGrün-Bundesverbandes geworden, der damit der Kampagne "International solidarisch - Schluss mit Austerität!" beigetreten ist.
Eine andere Politik ist möglich und nötig! Um der wachsenden
sozialen Ungleichheit und der damit einhergehenden Produktivitäts-
und Investitionsschwäche progressiv zu begegnen, sind staatliche
Investitionen in Soziales, Bildung, Kultur und Infrastruktur
gesellschaftlich notwendig. Diese stehen aber im eklatanten
Gegensatz zur Austeritätspolitik, die auf "Sparsamkeit" im
Staatshaushalt setzt und in Form der "Schuldenbremse" ins
Grundgesetz geschrieben wurde. Wir treten entschieden ein gegen
diese demokratie- und zukunftsfeindliche Ideologie, die durch
Privatisierungen öffentlichen Eigentums, Lohnverzicht,
Steuererleichterungen für Großkonzerne, verstärkte
Arbeitsmarkt-Konkurrenz und weitere Deregulierung der
(Finanz-)Wirtschaft gekennzeichnet ist. Stattdessen wollen wir
einen wirtschaftspolitisch eingreifenden, für das Allgemeinwohl
intervenierenden Sozialstaat erstreiten. Nur so wird eine
demokratische Investitionspolitik möglich, die eine
sozialökologische Transformation des aktuellen Wirtschaftssystems
ermöglicht.
Insbesondere an Hochschulen ist der Investitionsstau
offensichtlich. Sanierung von Gebäuden; Schaffung von
Barrierefreiheit; Abschaffung prekärer Arbeit im Mittelbau bis hin
zu unbezahlten Promovierendenstellen; Errichtung interdisziplinärer
Lehre oder die Erhaltung "kleiner" Studiengänge - die Liste ließe
sich beliebig fortsetzen: Vielfach scheitern selbst diese
rudimentären Ansprüche an die Universität an der eklatanten
Unterfinanzierung. Hinzu kommen die Privatisierung des
Akkreditierungswesens und der inzwischen erhebliche Anteil von
Drittmittelfinanzierung an den Hochschulhaushalten, welche das
Grundrecht auf Freiheit der Bildung und Forschung stark
einschränken. Eine grundlegende Ausfinanzierung aller Hochschulen
ist gesellschaftlich notwendig - doch nur ohne die "Schuldenbremse"
realisierbar. Denn diese suggeriert lediglich, dass die Begrenzung
von staatlicher Verschuldung dem Allgemeinwohl diene. Tatsächlich
bewirkt die "Schuldenbremse" vielmehr, dass
allgemeinwohlorientierte Forderungen aus der Bevölkerung mit dem
Verweis auf den vermeintlichen "Sachzwang" der verbotenen
Neuverschuldung erstickt werden. Weiterhin suggeriert die
"Schuldenbremse", da sie allein monetäre Vermögensänderungen
erfasst, dass es haushaltspolitisch sinnvoll sei, öffentliche
Bauten, öffentliche Infrastruktur etc. verrotten, privatisieren
oder erst gar nicht bauen zu lassen. Der Bau von Sozialwohnungen
oder die Sanierung von maroden Hochschulgebäuden zum Beispiel führt
tatsächlich dazu, dass staatliches Geldvermögen in staatliches
Immobilienvermögen umgewandelt wird - die "Schuldenbremse" erfasst
allerdings nur die Schulden. Umgekehrt führt beispielsweise die
Privatisierung der Deutschen Bahn nur zu einer Transformation von
Unternehmens- in Geldvermögen - laut "Schuldenbremse" wäre das aber
ein Gewinn. Auf diese Weise redet die "Schuldenbremse" neoliberaler
Privatisierungspolitik das Wort. Staatsverschuldung führt, entgegen
den Behauptungen konservativer Politiker*innen, nicht zu
Handlungsunfähigkeit des Staates. Das passiert entweder, wenn der
Staat geldpolitisch nicht eigenständig ist (Griechenland hat z.B.
keine eigene Zentralbank) und seine geldpolitischen Interessen bei
der Institution, die für die Geldpolitik zuständig ist (im Falle
Griechenlands während der Eurokrise: die EZB), nicht durchsetzen
kann. Oder, wenn der Staat zwar seine Geldpolitik gestalten kann,
die Währung aber kein Vertrauen in der Bevölkerung mehr genießt
(also bei Hyperinflation, z. B. in Venezuela). Beide
Schreckensszenarien sind in Deutschland aber äußerst
unwahrscheinlich.
Die Souveränität, über die gesellschaftliche Entwicklung
kollektiv bestimmen zu können, ist die Grundlage einer
demokratischen Gesellschaft. Mit der "Schuldenbremse" wird der
Allgemeinheit dieses fundamentale Recht abgesprochen - nicht nur in
Griechenland. Dass die Entscheidungshoheit über die Verwendung
öffentlicher Mittel den demokratischen Institutionen entzogen ist,
begünstigt "Politikverdrossenheit", autoritären Ungeist und
extremistische Konkurrenzideologie. Mit der Verwirklichung der
Grund- und Menschenrechte und dem Grundgesetz hat diese Ideologie
nichts zu tun. Vielmehr konserviert und steigert Austeritätspolitik
soziale Ungleichheit und die aktuellen neoliberalen Verhältnisse.
Die Abschaffung der "Schuldenbremse" ist daher eine
Wiederherstellung von Demokratie und ein Schritt auf dem Weg hin zu
einer solidarischeren Gesellschaft.
Um Demokratie, Grund- und Menschenrechte zu realisieren, gilt es aus Sicht von Campusgrün der Austeritätspolitik eine Absage zu erteilen und die Schuldenbremse aus dem Grundgesetz zu streichen. Da wir diese Möglichkeit gemeinsam mit anderen erstreiten wollen, tritt Campusgrün dem Bündnis "International solidarisch: Schluss mit Austerität!" bei, das vom AStA der Uni Hamburg initiiert wurde. Schluss mit dem Kaputtsparen! Für sinnvolle Investitionen, für eine Ausfinanzierung der öffentlichen Infrastruktur und Daseinsfürsorge und für die Gestaltung progressiver gesellschaftlicher Umbrüche!