In dieser Augabe: Vegane Mensen +++ Kürzungen an der Uni +++ Wissenschaftlicher Nachwuchs +++ Kein Platz für Nazis in Hamburg!
Die Zahl der sich vegan ernährenden Menschen steigt kontinuierlich an. Ihre Motivation ist dabei recht unterschiedlich: Unterstützung der Tierrechte und des Tierschutzes durch Ablehnung von Tierversuchen und Massentierhaltung, bis zu hin zum Klimaschutz, gesundheitliche Gründe wie Allergien, Unverträglichkeiten Laktose-Intoleranz oder zu hohem Cholesterinspiegel. Selbst in Zeiten von Analogkäse, Tofubratwurst und Co. stellt unterwegs essen für viele Veganer eine kaum zu meisternde Herausforderung dar. Zumindest für Studierende gibt einen kleinen Lichtblick: Der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) der Universität Hamburg hat gemeinsam mit der Initiative Vegane Mensa erreicht, dass ab sofort ein sechswöchiger Testlauf zu veganem Essen in den Mensen auf dem Hauptcampus stattfindet. Nun kann also eine weitere Gruppe Studierender, die die Mensen mit ihrem Semesterbeitrag subventioniert, dort essen. Zusätzlich zu den bewusst veganen Essensangeboten wird die Deklaration dieser eingeführt. Die Zeiten von Vorkochen und genauen Vorausplanen scheinen der Vergangenheit anzugehören. Die Deklaration fehlte bislang und man wusste nie, ob die Tomatensoße oder Kartoffelsuppe nicht doch mit Gewürzen, die Milchpulver enthalten, versetzt war. In Deutschland bieten mittlerweile fast 30 Hochschulen vegane Gerichte an und deklarieren diese explizit. Das Studierendenwerk Hamburg zieht damit nun endlich nach:
Ab Montag, dem 18. Juni 2012 ist in den Speiseplänen ersichtlich, welche Gerichte vegan sind. Mit dem 18. Juni begann auch die sechswöchige Testphase. Es wird jeden Mittwoch auf dem Hauptcampus ein veganes Gericht geben. Die aktuellen Speisepläne findet ihr immer zwei Wochen im Voraus unter www.studierendenwerk-hamburg.de.
Nach dieser sechswöchigen Testphase wird das Studierendenwerk die Nachfrage der veganen Speisen evaluieren und entscheiden, ob das vegane Angebot bestehen bleibt und vielleicht sogar ausgeweitet
Wie ihr bestimmt mitbekommen habt, haben Nazis am Samstag, den 2. Juni 2012, einen überregionalen Aufmarsch durch Hamburgs Stadtteil Wandsbek unter dem volksverhetzenden Motto „Tag der deutschen Zukunft – Unser Signal gegen Überfremdung“ veranstaltet. Neben vielen Organisationen wie z.B. auch dem AStA, an dem wir beteiligt sind, oder der Grünen Jugend hat auch CampusGrün an einer der vom Hamburger Bündnis gegen Rechts organisierten Kundgebungen teilgenommen. Unser Ziel war es dabei, ein Zeichen gegen Rassismus und neofaschistische Positionen zu setzen und den Aufmarsch der Nazis in unserer Stadt zu verhindern - denn wir sind der Ansicht, dass unsere Zukunft bunt, vielfältig und solidarisch sein soll.
Im Rückblick auf den Tag freuen wir uns, dass über 7000 Menschen bei der Demonstration und über 6000 Menschen bei den friedlichen Massenblockaden gegen Nazis und für eine solidarische Gesellschaft teilgenommen haben. Die genehmigte Naziroute wurde durch Blockaden vollständig unpassierbar, so dass die Polizei eine Ersatzroute festgelegt hat. Die Blockaden auf der Ersatzroute der Nazis führten zu einer erheblichen Verkürzung des Naziaufmarsches. Als CampusGrün finden wir es wichtig, dass es Konsens des Hamburger Bündnisses gegen Rechts war, dass von uns keine Eskalation ausging. Wer bei den Blockaden dabei war, weiß, dass dies auf die überwältigende Mehrzahl der Demonstrierenden und Blockierenden auch zutraf. Leider wurde dies von den Medien oft unterschlagen.
Mehr Informationen findest du z.B. auch hier. Bei Graswurzel.tv kommentiert der Sozialreferent des AStA, Maarten Thiele, die Ereignisse.
Im April veranstaltete CampusGrün zusammen mit der GAL eine Diskussion mit Prof. Dr. Dieter Lenzen, Krista Sager und Dr. Anke Burkhardt über die prekäre Situation der Beschäftigten an der Uni Hamburg. Der Andrang war trotz Dienstagabend und St. Pauli-Spiel so groß, dass wir zu Anfang den Raum wechseln mussten. Die Anwesenheit von ca. 200 Leuten zeigte, wie prekär die Lage ist.
Der Abend startete mit einem Kurz-Vortrag von Dr. Anke Burkhardt (stellv. Direktorin und Geschäftsführerin am Institut für Hochschulforschung). Sie machte anhand von internationalen Vergleichen deutlich, wie unsicher die Arbeitsverhältnisse des wissenschaftlichen Nachwuchses in Deutschland sind.
Wer in Deutschland in der Wissenschaft arbeiten möchte, blickt auf eine stressige und vielleicht aussichtslose Karriere. Der Mittelbau, also die Gruppe der wissenschaftlichen MitarbeiterInnen, stellt einen Flaschenhals dar, es gibt viel zu wenige Professuren: 86% des hauptberuflichen wissenschaftlichen Personals gelten als wissenschaftlicher Nachwuchs. Von ihnen haben 83% nur eine befristete Stelle und 53% sind sogar unter einem Jahr befristet. Solche Beschäftigungsverhältnisse sind der Regelfall an deutschen Hochschulen geworden: Neun von Zehn Angestellten sind nur befristet beschäftigt. Dazu kommt, dass die befristete Einstellung immer noch mehr Frauen als Männer betrifft! Befristungen könnten wichtig sein, um frischen Wind in die Lehre und Forschung zu bringen, verhindern aber eine langfristige Arbeit, vor allem aber die Existenzsicherung guter MitarbeiterInnen. Diese Arbeitsverhältnisse gehen zu Lasten sozialer Sicherheit, wissenschaftlicher Qualität und gutem Lehrangebot. Für bessere Beschäftigungsverhältnisse fehlt das Geld.
Laut Krista Sager (Sprecherin der Bundestagsfraktion der Grünen für Wissenschaft und Forschung) fehlen immer noch 7 Milliarden im Hochschulsystem. Frau Sager betonte, dass es sich bei Finanzangelegenheiten auch immer um die Setzung politischer Prioritäten handle.
Die Uni Hamburg trifft es besonders hart, zur Zeit werden mehr als die Hälfte der wissenschaftlichen Mitarbeiter*Innen aus Drittmitteln finanziert. Zudem laufen nur noch 16% der Besetzungsvorgänge. Seitdem bekannt wurde, dass der Uni in den nächsten Jahren mehr als 8 Millionen Euro fehlen werden, sind alle weiteren Berufungsverfahren gestoppt. Die Hochschule hat eine Verantwortung für ihr Personal, hat die Verpflichtung Stellen zu besetzen - ihr fehlt aber das Geld.
Der Universitätspräsident Prof. Dr. Lenzen zeigte als mögliche Auswege eine Trennung in forschende und lehrende Professor*Innen, sowie mehr Stipendien für Doktoranden und PostDoc-Stellen auf. In der von Katharina Fegebank moderierten Diskussion wurden viele - teilweise widersprüchliche - Blickwinkel beleuchtet. Die Relation zwischen Studierenden und wissenschaftlichem Personal sollte ausgeglichener sein, darf aber nicht dazu führen, dass die Gesamtkapazität der Studiengänge gesenkt wird.
Weitere Themen an diesem Abend waren, ob Hochschulen autonomer werden müssten (z.B. um betriebsbedingt kündigen zu können oder die Pension nicht zahlen zu müssen) und ob die Bologna-Reform möglicherweise die Universität in eine akademische Berufsschule verwandelt. Die konstruktiven und kritischen Debatten zu diesen Themen haben gezeigt: Es gibt viel Handlungsbedarf. Deutlich wurde aber auch, dass es keine einfache Lösung gibt. Das Uni-Präsidium hat angekündigt, die Diskussionen und deren Ergebnisse in ihre Arbeit einzubinden. Wir warten gespannt auf erste sichtbare Ergebnisse.