Mit der zunehmenden Digitalisierung unserer Gesellschaft und somit auch der Hochschulen hat die Menge der gespeicherten Daten drastisch zugenommen. Große Teile des Studiums werden digital verwaltet. Diese Digitalisierung fällt mit der Einführung der Ba/Ma-Studiengänge zusammen, welche einen erhöhten Verwaltungsaufwand mit sich bringen. Im Zuge dieser Reform wird den Studierenden zum Teil nicht mehr zugetraut, dass sie an der Uni etwas lernen möchten und deshalb der “Lernfortschritt” immer kleinteiliger überprüft wird. Dies wird durch zentral vorliegende Daten deutlich erleichtert.
So werden Anwesenheitslisten für alle möglichen Veranstaltungen geführt und zum Teil zentral in Campus-Management-Systemen (CampusNet, HIS-Software, SAP etc.) gespeichert. Mit diesen Daten an einem zentralem Ort ist es möglich, auch noch nach Jahren z.B. ein Uni-Bewegungsprofil zu erstellen.
Für viele Bachelorstudiengänge sind zudem bei krankheitsbedingter Abwesenheit von Prüfungen qualifizierte Atteste notwendig. Hier müssen die Ärzt_innen nicht einfach bescheinigen, dass man prüfungsunfähig war, sondern die Auswirkungen der Krankheit beschreiben. Die Hochschule entscheidet dann, ob man wirklich krank genug war. Hier wird also nicht mehr nur den Studierenden, sondern sogar ihren Ärzt_innen nicht vertraut! Wenn das Misstrauen so weit geht, sollten sich die Universitäten überlegen, Ärzt_innen anders auszubilden. An der Uni Hamburg klingt die Regelung für WiWi-Bachelor-Studierende so: “[Ein qualifiziertes Attest] muss Angaben enthalten, über die von der Erkrankung ausgehende körperliche bzw. psychische Funktionsstörung [...] sowie der ärztlichen Prognose über die Dauer der Erkrankung.”
Die Konsequenz ist, dass in den Akten der Studierenden ihre medizinische Behandlungen, Krankheiten und Fehlzeiten auftauchen. Dies ist besonders problematisch, da die Hochschule oder auch Professor_innen aus dem Prüfungsausschuss später potentielle Arbeitgeber_innen sind.
Die Universitäten müssen transparent machen, welche Daten über Studierende gespeichert werden und Informationen im Zweifel erst gar nicht erheben. Datensparsamkeit ist besser als Datenschutz, da man nicht anfallende Daten auch nicht schützen muss. Es gilt, selber die Kontrolle über die eigenen Daten zu behalten.