Wissenschaft dient dem Erkenntnisgewinn, dafür ist es unerlässlich, dass Forschungsergebnisse publiziert werden, denn so können sie von anderen Wissenschaftlern als Grundlage für die weitere Arbeit genommen, oder zum Gegenstand von Kritik und Falsifikation werden.
Die Verlage organisieren üblicherweise ein sogenanntes Peer-Review Verfahren: eingereichte Artikel werden von fachnahen Gutachtern im Hinblick auf die angewendeten Methoden und ihre Originalität einer Überprüfung unterzogen - und erst, wenn sie dieser standhalten, publiziert. Der Staat bezahlt also gleich drei mal für die Forschung: er zahlt erstens die Wissenschaftler, die die Forschung durchführen und die Paper schreiben, zweitens zahlt er andere Wissenschaftler, die erstere im Auftrag der Verlage begutachten und letztlich finanziert er den Kauf der Zeitschriften, um sie Wissenschaftlern und Studierenden zur Verfügung zu stellen. Die Exklusivrechte an den Artikeln verbleiben natürlich bei den Verlagen, eine anderweitige Veröffentlichung durch die Autoren ist ausgeschlossen.
Die Verlage stellen die Zeitschriften längst nicht mehr nur in Papierform, sondern auch digital im Internet zur Verfügung. Diesen Dienst lassen sich die Verlage aber natürlich bezahlen, entweder muss pro herunter geladenem Artikel gezahlt werden, oder eine ganze Hochschule entrichtet einen fünfstelligen Betrag für den Zugang zu so einer Datenbank.
Öffentliche Mittel sind knapp und die Preise der Verlage steigen, weshalb Zeitschriften und Datenbaken oft nicht verfügbar sind. An der Uni Hamburg ist dies deutlich zu spüren, viele Studierenden suchen regelmäßig die besser ausgestatteten Bibliotheken der Bundeswehr Universität oder der TU Harburg auf. Im schlimmsten Fall ist ein Artikel, der für eine Seminar- oder Abschlussarbeit benötigt wird, einfach nicht verfügbar. Auf die Dauer leidet darunter die Qualität der Ergebnisse.
Die Idee von OpenAccess ist, dass Forschungsergebnisse für die Gesellschaft als Ganzes frei zugänglich sein sollen. Seit es das Internet gibt, ist es technisch und finanziell kein Problem mehr jede Information verfügbar zu machen. Der übliche Einwand an dieser Stelle ist, dass dann keinerlei Aussortierung mehr statt findet und die Archivierung der Informationen nicht sichergestellt ist. Aber es gibt weitere Gründe, die Wissenschaftler von OpenAccess abhalten: Bei der Berufung auf Professorenstellen sind vor allem zwei Dinge wichtig: die Anzahl der Publikationen und die Reputation der Zeitschriften. OpenAccess Publikationen werden hier nicht berücksichtigt.
Ein Ansatz ist das sogenannte Author-Pays Modell, die Publikation wird wie gehabt über einen Verlag publiziert, allerdings wird dieser Artikel in der Internetdatenbank freigeschaltet, d.h. es kann auf ihn unentgeltlich zugegriffen werden. Dies kommt vor allem bei drittmittelfinanzierter Forschung zum tragen, wenn der Drittmittelgeber Wert auf OpenAccess legt, sodass ein Teil der Projektmittel für das „Freikaufen“ der Ergebnisse bei Seite gelegt werden kann.
Ein anderer Ansatz besteht darin, dass die Hochschulen kooperieren und eigene Verlage aufbauen, wie u.a. mit der „German Academic Publishers“ Initiative, an der auch die Uni Hamburg beteiligt ist.
Zu OpenAccess in der Lehre findet jedoch kaum eine Diskussion statt und die bestehenden Möglichkeiten werden nicht genutzt. Über STiNE sind die meisten Materialen ausschließlich für die zur jeweiligen Lehrveranstaltung angemeldeten Studierenden zugänglich. Dabei könnten davon gerade die Universität und die Lehrenden profitieren, denn mit 9 Semesterwochenstunden Lehrdeputat ist es für Professoren nicht möglich, für jede Veranstaltung Materialien zu erstellen. Wenn bereits gute Materialien vorliegen ist dies auch gar nicht notwendig. Problematisch ist, dass das restriktive Urheberrecht beispielsweise nur dann erlaubt, fremde Abbildungen in Lehrmaterialen zu verwenden, solange diese nur den Kursteilnehmern zugänglich gemacht werden. Wenn aber eine kritische Masse an Material unter z.B. Creative Commons Lizenzen zur Verfügung steht, braucht nicht Jeder das Rad neu erfinden. Stattdessen könnte man sich darauf beschränken, Materialien und Veröffentlichungen zu verbessern. Darüber hinaus können auch Forschungsergebnisse und Software, die im Rahmen von Forschungsprojekten entwickelt wurde, zu Lehrzwecken eingesetzt werden, wenn sie unter einer freien Lizenz veröffentlicht werden. Als positive Konsequenz könnten die Studierenden einen größeren Fundus an Lehrmaterialen nutzen – um verschiedene didaktische Konzepte, Meinungen und Sichtweisen zu einem Thema kennen zu lernen.