Nicht erst seit die Hamburger Sparkasse eine Filiale direkt auf dem Campus eröffnet hat wird deutlich, wie stark die Universität kommerzialisiert wird. Ein Beispiel dafür ist der Hochschulrat mit seinen Mitgliedern.
Der allseits beliebte Wissenschaftssenator a.D. Dräger legte 2004 einen Entwurf für ein Hochschulmodernisierungsgesetz vor, der die Abschaffung des Großen Senats vorsah und die Rechte des Präsidenten gegenüber der Uni stärkte.
Trotz Protestes an den Hochschulen und des einstimmigen Beschlusses des Großen Senats an den damaligen Universitätspräsidenten Lüthje, nicht gegen die Interessen der Universität zu handeln, wurde die sogenannte Dohnany-Kommission eingesetzt und präsentierte alsbald ihre Ergebnisse: Eine Einschränkung, ja Abschaffung der universitären Selbstverwaltung, sowie eine Reduzierung des Mitspracherechtes studentischer Vertreter an den Entscheidungen der Universität – Entwicklungen, die zum heutigen Zustand führten.
Neben der akademischen Selbstverwaltung gibt es den Hochschulrat.
Der Hochschulrat besteht aus neun Mitgliedern, vier davon werden vom Hamburger Senat bestimmt. Dies entspricht einem faktischen Vetorecht und ist damit der Tod der universitären Selbstverwaltung. Aber nicht nur der Einfluss der Politik auf den Hochschulrat ist kritisch, sondern auch bei den Mitgliedern ist fraglich, welchen Bezug sie zu der Universität Hamburg haben und welche Interessen sie verfolgen.
Vom Hamburger Senat wurden folgende Mitglieder ernannt:
Maria von Welser, bekannt geworden ist sie 1988 als Moderatorin des Frauenjournals Mona Lisa, 2001 wurde sie Leiterin des ZDF-Studios in London, wechselte jedoch schon 2003 an die Spitze des Landesstudios Hamburg vom NDR. Diese Tätigkeit ist das Einzige, was die gebürtige Münchenerin mit der Stadt Hamburg verbindet. Ihr Bezug zur Universität vor der Ernennung zum Mitglied des Hochschulrates ist unbekannt.
Johann C. Lindenberg, ehemaliger Vorsitzender
der Geschäftsführung der Unilever Deutschland GmbH und Vorsitzender
des Landeskuratoriums Hamburg/Schleswig Holstein des
Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft.
„Aufsichtsratsmandate sammelt Lindenberg wie andere Leute Münzen.“,
so smart wird Herr Lindenberg im Managermagazin beschrieben. Neben
seiner Tätigkeit im Hochschulrat sitzt Lindenberg im Aufsichtsrat
von Gruner + Jahr und bei Esso Deutschland, Hamburg Messe GmbH ,
Bau KG (Elbphilharmonie), der J.J. Darboven Holding, teilweise auch
als Aufsichtsratsvorsitzender.
Wie sich ein solcher Mensch neben diesen Mandaten um die Belange
eines so komplexen Gebildes wie der Hamburger Universität kümmern
will, geschweige denn, sie verstehen will, ist fraglich.
Dr. Harald Vogelsang, Vorstandssprecher der
Hamburger Sparkasse AG (HASPA) und der Finanzholding der HASPA,
Mitglied im Plenum der Handelskammer Hamburg.
Auch wenn die HASPA auf ihrer Homepage groß auf ihr
gesellschaftliches Engagement hinweist und 1827 als Armensparkasse
gegründet wurde, ist die HASPA eine der wenigen deutschen
Sparkassen, die als Aktiengesellschaft operiert. Es ist wohl
unstrittig, an welchen Studienfächern einem solchen Betrieb mehr
gelegen ist und welche mit Vernachlässigung (z.B.
Erziehungswissenschaften) zu rechnen haben.
Prof. Dr. Dr.h.c. Erika Fischer-Lichte,
Theaterwissenschaftlerin an der Freien Universität Berlin. Sie war
außerdem Mitglied des Wissenschaftsrates, des Senats und des
Hauptausschusses der Deutschen Forschungsgemeinschaft.
Ist es nicht eine Ironie des Schicksals, dass Mitgliedern der FU
Berlin Kompetenzen bei der Steuerung der Universität Hamburg
gegeben werden? Sieht nicht gerade die Uni-Präsidentin andere
Universitäten als Konkurrenz im Kampf um Drittmittel und Köpfe
an?
Nun wäre das alles nicht so schlimm, könnte man meinen, schließlich soll sich eine Universität ja mit der Gesellschaft vernetzen. Doch erstens besteht die Gesellschaft nicht nur aus der Wirtschaft und zweitens geht es beim Hochschulrat nicht um Vernetzung. Die Universität beschreibt auf ihrer Homepage die Aufgabe so: „Zentrale Aufgabe des Gremiums ist die strategische Steuerung der Hochschule.“ Das ist eine Aufgabe, die den Universitätsangehörigen vorbehalten bleiben muss. Wenn diese Aufgabe einem Gremium überlassen wird, dass darüber hinaus von der Politik ernannt wird, dann ist damit neben der akademischen Selbstverwaltung auch die Unabhängigkeit der Universität als Ganzes mindestens bedroht.
Vier weitere Mitglieder werden vom Akademischen Senat bestimmt. Studenten sind im Hochschulrat nicht vertreten, von studentischer Mitbestimmung bei der „strategischen Steuerung“ lässt sich also kaum reden. Auch wann und wo Sitzungen des Hochschulrates stattfinden, bleibt im Verborgenen. Beschlüsse werden gefasst und ohne weitere Diskussion umgesetzt. Dies bescherte uns z.B. unser Studierendenkontrollsystem STiNE.
Wir fordern eine Abschaffung des Hochschulrates, da Entscheidungen, welche die Hochschulen betreffen auch von den Menschen getroffen werden müssen, die die Hochschule bilden – den Mitarbeitern, ProfessorInnen und den Studierenden an der Universität.