Wir verstehen die Universität nicht als eine Lernfabrik sondern als Gemeinschaft von Lehrenden und Lernenden im humboldtschen Sinne. Ziele eines Universitätsstudiums sind neben der Berufsqualifikation und der Kompetenz zum (fach-)wissenschaftlichen Arbeiten, die Persönlichkeitsentwicklung und Befähigung zur staatsbürgerlichen Teilhabe. Die Gesellschaft braucht Menschen die kritisch denken, komplexe Probleme eigenständig erkennen und dementsprechende Konsequenzen ziehen. Das Ziel universitärer Lehre ist es nicht Fässer zu füllen sondern Feuer zu entzünden.1
Wenngleich wir die Ziele des Bologna-Prozesses wie Mobilität im europäischen Hochschulraum und Outcome-Orientierung2 begrüßen, ist leider festzustellen, dass die Umsetzung an der Universität Hamburg zu zum Teil unerträglichen Belastungen geführt hat. Dies bezieht sich vor allem auf die hohe Prüfungsbelastung, die immense Zahl an Kontaktstunden3 sowie die überproportionierte Stoffdichte in einzelnen Studiengängen.
Durch Prüfungen sollen Kompetenzen und nicht Faktenwissen nachgewiesen werden, hierfür sind geeignete Prüfungsformen zu wählen (etwa Open-Book-Klausuren oder praktische Prüfungsformen). Die Zweckmäßigkeit von Prüfungsformen ist im Einzelfall zu evaluieren. Es sollte nicht mehr als eine Prüfungsleistung pro Modul geben.
Anwesenheitspflicht in Vorlesungen lehnen wir ab.
Gerade in Hamburg gibt es viele Studierende die neben dem Studium arbeiten müssen um den Lebensunterhalt zu verdienen oder Kinder versorgen müssen. Die Universität muss diesen Umständen Rechnung Tragen und eine flexible Gestaltung des Studiums ermöglichen. Eine zu hohe Belastung durch Studium und externe Verpflichtungen führt leider in vielen Fällen zum Burnout und Studienabbruch.
Es muss die Möglichkeit bestehen auch über die von der Prüfungsordnung geforderten Module hinaus an anderen Modulen teilnehmen zu können, um sich allgemein und weit blickend zu bilden. Da wo es Wahlmöglichkeiten zwischen verschiedenen Modulen gibt, sollte es sowohl möglich sein in einem gewählten Modul keine Prüfung zu machen und stattdessen ein anderes zu wählen als auch mehrere Module zu belegen und im Nachhinein über die Einbringung in die Gesamtnote zu entscheiden.
Der Master soll an Universitäten Regelabschluss sein. Aus diesem Grund darf es für den Master keine weiteren Zugangsvorraussetzungen als einen bestandenen, fachlich relevanten Bachelor-Abschluss geben. Übergangsquoten lehnen wir ab. Die Übergangsphase zum Master ist möglichst flexibel zu gestalten.
Auslandsaufenthalte im Rahmen des Studiums müssen stärker als bisher gefördert werden, hierzu bedarf es Angebote fachnaher Beratung in allen Studiengängen z.B. durch Erasmus-Beauftragte. Mobilitätshindernisse durch zu starre Studienordnungen müssen abgebaut werden. Die Lissabon-Konvention zur Anerkennung von Studienleistungen muss in vollem Umfang an der Universität Hamburg umgesetzt werden.
Ziel eines Hochschulstudiums ist neben der wissenschaftlichen Qualifikation auch die allgemeine Persönlichkeitsentwicklung und die Befähigung zur staatsbürgerlichen Teilhabe. Eine Vergabe von Leistungspunkten für Gremientätigkeit ist hierfür kein sinnvoller Weg.
Frei nach Heraklit von Ephesos.
Früher wurden Studiengänge nach den Lehrinhalten konzipiert, was gelehrt wurde richtete sich vielfach nach den Vorlieben und Spezialgebieten der ProfessorInnen. Dieses Verfahren nennt sich Input-Orientierung, weil man sich an dem von den Lehrenden gelieferten Input orientiert. Bei der Outcome-Orientierung geht man von den Kompetenzen aus, die Studierende am Ende des Studiums oder nach einem Modul erworben haben sollen, und die Lehrinhalte und Lehrformen werden danach ausgewählt was zur Erlangung dieser Kompetenzen notwendig ist.
Kontaktstunden sind die Stunden, in denen Studierende direkt von Lehrenden Unterrichtet werden, also etwa in Vorlesungen, Übungen und Seminaren und im Gegensatz zu Vor- und Nachbereitung und Selbststudium.