CampusGrün Hamburg

Rede zur Kundgebung „Nachts Ausgangssperre, tagsüber Arbeit? Solidarischer Shutdown jetzt! Maßnahmen für die Menschen statt für Wirtschaft und Konzerne!“ (3.4.2021)

Anders als in den Betrieben, in denen seit knapp einem Jahr fast keine Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie vorgenommen wurden, sieht es in den Hochschulen ganz anderes aus: Obwohl Forschung, Lehre und Bildung gesellschaftliche Relevanz haben, ist die Hochschule seit Beginn der Pandemie so gut wie komplett geschlossen. Hier zeigt sich wieder: Wo kein kapital akkumuliert wird, kann ohne wirkliche demokratische Beteiligung alles zu gemacht werden. Auf Probleme der Hochschul-Mitglieder wird hierbei geschissen.

International trifft die Corona-Pandemie uns Studierende mit voller Härte. In Frankreich protestieren die Studierenden bereits seit Monaten gegen die zunehmende soziale Prekarität, die nun seit der Pandemie mit neuer Härte ihren Lebensalltag bestimmt. Sie wollen und können nicht mehr hinnehmen, dass Studierende ihre Mieten nicht mehr bezahlen können oder wegen der Schließung der Mensen und den dadurch weggefallenen Zugang zu günstigem Essen sich für Lebensmittel anstellen müssen. Aber auch in Deutschland reichen die finanziellen Trostpflaster der Regierung bei weitem nicht aus, um diese Krise abzufedern: Auch hier ist der Mietendruck enorm gestiegen und auch die Tafeln melden eine erhöhte Nachfrage von Studierenden.

Hinzu kommt, dass nicht alle Studis einfach gut klarkommen mit dem Pauken im Home-Office: Oft fällt das W-LAN weg und die WG-Zimmer sind zu klein, um richtig studieren zu können. Zusätzlich findet der Austausch mit Kommiliton*innen fast nicht mehr statt, wobei jedoch der Leistungsdruck konstant bleibt und der Druck für seinen Lebensunterhalt lohnarbeiten zu müssen ebenfalls weiterbesteht.

Kommende Woche beginnt nun das dritte „Corona“-Semester - und die Probleme sind dieselben geblieben. Die BiBs bleiben weiterhin als Arbeitsplätze geschlossen, alle Lehrveranstaltungen finden digital statt. Hinzu kommt, dass an der UHH bei der Nicht-Zahlung der nun anstehenden Semestergebühren mit sofortiger Exmatrikulation gedroht wird. Was wird nun aus den Studis, die gerade so über die Runden kommen, und nicht mal eben 330 Euro aus der Tasche zaubern können?! Wirksame Sozialpolitik sieht anders aus!

Wir brauchen mehr Unterstützung, wenn die Pandemie unser Studium und unsere Existenz nicht weiterhin gefährden soll – und zwar sofort!

Die nun beschlossene Ausgangsperre erleichtert die Lage nicht – im Gegenteil. Die wenigen Momente, wo man vom nervenzährenden Home-Studying Luft holen konnte, werden jetzt auch gestrichen – ein Abend bei einer Freundin, ein Treffen im Park – das alles soll jetzt vorbei sein. Dabei wird v.a. die psychische Gesundheit außenvorgelassen, die sich auch bei Studis während des letzten Semesters rapide verschlechtert hat.

Wir wollen und können diese Prekarität nicht mehr einfach so hinnehmen!

Deshalb fordern wir: - sofortige finanzielle Unterstützung, die auch wirklich die Unterhaltskosten deckt – unbürokratisch, schnell und als Vollzuschuss - nicht bestandene Prüfungen dürfen nicht als Fehlversuche zählen, flexible Möglichkeiten zum Erbringen von Leistungen - einen Stufenplan, der bei sinkenden Infektionszahlen einen Ausblick auf Hybrid-Lehre und Öffnung der BiBs gibt - demokratische Entscheidungsstrukturen für den Umgang mit der Pandemie in der Uni, statt Präsidial-Beschlüsse. - eine sofortige Schließung aller Betriebe statt einfach bloß Symbolpolitik durch Ausgangsperren

Nur mit Umsetzung des solidarischen Lockdowns – und zwar von unten als Generalstreik organisiert - werden auch die Hochschulen bald wieder öffnen können!