CampusGrün Hamburg

Was muss Schule machen? (Programm 2009)

Wir verstehen die Universität nicht als eine Lernfabrik, sondern als Gemeinschaft von Lehrenden und Lernenden im Humboldtschen Sinne. Somit braucht das universitäre Studium neben einem festen Curriculum auch die Möglichkeit ohne Zwang selbstgewählte Studieninhalte und Schwerpunkte zu setzen und zu verfolgen. Ziele eines Universitätsstudiums sind, neben der Berufsqualifikation und der Kompetenz zum (fach)wissenschaftlichen Arbeiten, die Persönlichkeitsentwicklung und Befähigung zur staatsbürgerlichen Teilhabe. Die Gesellschaft braucht Menschen die kritisch denken, komplexe Probleme eigenständig erkennen und daraus Konsequenzen für das eigene verantwortungsvolle Handeln ziehen. Das Ziel universitärer Lehre ist es, frei nach Heraklit von Ephesos, nicht Fässer zu füllen, sondern Feuer zu entfachen.

Wir begrüßen, dass mit dem Bologna-Prozess unter anderem versucht wurde die Mobilität im europäischen Hochschulraum zu erhöhen. Wir sehen darin die Chance, dass sich ein gemeinsamer europäischer Hochschulraum entwickeln kann, sich Universitäten öffnen und kultureller Austausch befördert wird. Jedoch hat die Umsetzung des Bologna-Prozesses an der Universität Hamburg zu zum Teil unerträglichen Belastungen geführt. Dies bezieht sich vor allem auf die hohe Prüfungsbelastung sowie die überproportionierte Stoffdichte in einzelnen Studiengängen.

Durch Prüfungen sollen Kompetenzen und nicht bloßes Faktenwissen nachgewiesen werden. Hierfür sind geeignete Prüfungsformen zu wählen (etwa OpenBook-Klausuren oder praxisorientierte Prüfungsformen). Die Zweckmäßigkeit von Prüfungsformen ist im Einzelfall zu überprüfen. Der Umgang mit Studien- und Prüfungsleistungen muss insgesamt flexibler gestaltet und in manchen Fachbereichen reduziert werden.

Anwesenheitspflicht in Vorlesungen lehnen wir ab, weil Studierende aus eigenem Antrieb lernen sollten. Um dieses eigenmotivierte Lernen weiter zu fördern, muss es an der Universität Hamburg mehr studentisch selbstverwaltete Seminare geben. Es muss die Möglichkeit bestehen, auch über die von der Prüfungsordnung geforderten Module hinaus an anderen Modulen teilnehmen zu können. Wahlmöglichkeiten zwischen verschiedenen Modulen gibt sollten eröffnet werden: Demnach sollte es vermehrt möglich sein, Module auch ohne Prüfung zu beenden.

Der Master soll an Universitäten Regelabschluss sein. Aus diesem Grund darf es für den Master keine weiteren Zugangsvoraussetzungen als einen bestandenen, fachlich relevanten Bachelor-Abschluss geben. Übergangsquoten lehnen wir ab. Die Übergangsphase zum Master ist möglichst flexibel zu gestalten.

Auslandsaufenthalte im Rahmen des Studiums müssen stärker als bisher gefördert werden. Hierzu bedarf es Angebote fachnaher Beratung in allen Studiengängen z.B. durch Erasmus-Beauftragte. Mobilitätshindernisse durch zu starre Studienordnungen müssen abgebaut werden. Die Lissabon-Konvention zur Anerkennung von Studienleistungen muss in vollem Umfang an der Universität Hamburg umgesetzt werden.

In Hamburg gibt es viele Studierende, die neben dem Studium arbeiten, um sich den Lebensunterhalt und das Studium zu finanzieren oder Kinder zu versorgen. Die Universität muss diesen Umständen Rechnung tragen und eine flexible Gestaltung des Studiums ermöglichen. Eine zu hohe Belastung durch Studium und externe Verpflichtungen führt leider in vielen Fällen zu Burnout und Studienabbruch.